Raus aus der vermeintlichen Sicherheit – und rein ins Leben

Ich war Verwaltungsfachwirtin. Sicher. Versorgt. Fest angestellt –innerlich leer und einfach nur extremst unzufrieden. 

Wer mich kennt weiß, ich bin eine Macherin. Eine, die bei einer Idee schnell Feuer und Flamme ist und Dinge aber auch direkt umsetzt – statt nur zu planen und genügend Ausreden zu finden es NICHT zu tun.

Aber als Teenie weiß man nicht, wer man ist und was man wirklich will. Und trotzdem steht man plötzlich vor der riesigen Entscheidung: Welchen Beruf wählst du? Damals habe ich – wie viele – die Erwartungen meiner Eltern erfüllt. „Kind, geh in die Verwaltung. Da hast du einen sicheren Job.“

Zu Beginn noch hoch motiviert habe ich vieles umgesetzt, Dinge verändert, strukturiert, organisiert, viel gelernt. Sogar nebenbei Dozentin geworden, weil mir langweilig war. Angst zu scheitern hatte ich irgendwie nie – ich wusste immer… ich schaffe alles was ich will – ich muss es nur tun.

So wie auch mein Projekt, dass ich neben der Arbeit noch alleine mit meiner Mama meine alte Mühle umgebaut und von „Ab in die Ruine“ zu einem bewohnbaren Traum gestaltet habe. Außerdem war mir immer klar, ich will Kinder und vorher meinen Job und entsprechend mein Leben so abgesichert zu haben, dass ich gemütlich halbtags arbeiten kann (auch ohne Mann) und Zeit mit meinen Kindern zu verbringen. Klingt ziemlich seriös eigentlich oder? Aber genau das war mein Problem…

Der stetige Wunsch nach Veränderung innerhalb der Verwaltung aber gleichzeitig auch der, es allen recht machen zu wollen. Die Suche, nach dem was mich erfüllt hat lange gedauert aber nun kann ich von Herzen sagen. Ich habe meine Berufung gefunden. Und nicht nur das… Ich hatte den Mut sie auch umzusetzen. Trotz den Ängsten alleinerziehend zu sein und ob ich das alles überhaupt schaffen werde.

Ich glaube gerade das Mama werden hat mich am meisten geprägt. Noch nie hatte ich mein Leben so hinterfragt. Was ich wirklich brauche um glücklich und erfüllt zu sein. Die Elternzeit und all diese extremen Ups & Downs, der Selbstzweifel und der enormen Zeit mit meinen Gedanken… haben meine Wünsche immer lauter werden und meinen Mut immer größer werden lassen.

Vieles habe ich auch in der Zeit ausprobiert. Wir hatten unsere eigene Tanzschule eröffnet – mit all dem Marketing, Kunden- & Eventmanagement, Tanzlehrerdasein und Officekram der eben dazu gehört. Man muss eine eierlegende Wollmilchsau sein. Ich war plötzlich nicht mehr nur in einem Sachgebiet gefangen, sondern durfte alles machen. Es war sooooo ein geiles Gefühl. Die Abwechslung. Die Kreativität. Das Netzwerken mit den Menschen. Die Emotionen die man in sein Unternehmens-Baby steckt und die man von den Kunden in Form von Wertschätzung und auch finanziell zurückbekommt. Ich war glücklich. Gleichwenn es viel Aufwand war und gerade als Frischlingsmama extrem das Nervenkostüm strapaziert hat. Elternzeit war also nicht wie in meiner Teeniezeit gedacht – entspannt mit dem Baby und anderen Mamas abhängen. Es war anstrengend – aber ich war lebendig. Es war das erste Mal das Gefühl von Freiheit.

Manchmal hält uns die Angst vor Unsicherheit in einem Leben,
das uns nicht erfüllt.

Die vermeintliche Sicherheit der Elternzeit hat mir die Freiheit ermöglicht meine Zufriedenheit zu finden, auch wenn es sich anfangs wackelig angefühlt hatte.

Gut… der Genickbruch meiner Freiheit kam dann mit der wundervollen Coronazeit… Glaube das Geräusch dass es am besten beschreibt war „Dü Dümm“…

Und nach dem Dü Dümm wurds zum Supergau.. Kurzfassung… Trennung, Ängste, absoluter Gehirnfuck und ein noch nie sooooo extrem da gewesener Wunsch nach Freiheit, Unabhängigkeit, Glück und Zufriedenheit. Aber genau dieses extreme Tief hat mir geholfen einfach mal den Sprung zu wagen. Ohne Limits zu denken.

Ich habe mir mein Leben in glücklich vorgestellt und mein inneres Bild, von dem was ICH wirklich wollte – nicht was meine Familie oder mein Umfeld für richtig und sicher hält. Schritt für Schritt habe ich begonnen umzusetzen. Ich wusste… ich gehe nach der Elternzeit übergangsweise in die Verwaltung zurück aber eben nur um mir einen Puffer zu erarbeiten. Um meine Selbständigkeit nebenbei aufzubauen. Um zu schauen, was meine Seele möchte.

Und was soll ich sagen. Plötzlich haben sich Türen geöffnet, wo vorher nur Wände waren.

Ich habe nach der Trennung begonnen wieder zu tanzen, in der Tanzschule, in der ich vor 10 Jahren meine ersten Tanzschritte gelernt habe. Und da mein Leidensdruck in der Verwaltung so enorm gewachsen war habe ich spaßeshalber gesagt „ich komm einfach zu euch in die Verwaltung der Tanzschule“.

Ja was soll ich sagen… ich habe den Sprung gewagt und bin meinem Ruf nach mehr: Kreativität, Freiheit, etwas mit Seele und Herz gefolgt. Seit April bin ich nun offiziell nicht mehr im öffentlichen Dienst!!!!!

Mut beginnt da, wo Sicherheit endet.

Nun lebe ich meine Berufung nicht nur als Tanzlehrerin, sondern auch für den Bereich Marketing, Sales und Community Management in der Tanzschule aber auch nach wie vor selbständig. Ich betreue Solo Selbständige, die in die Sichtbarkeit kommen möchten. Kreativ mit Grafiken und Webdesign. Aber auch mit Workshops wie man diese Grafiken erstellt und wie man netzwerkt. Ich lebe die eierlegende Wollmilchsau und kann mein Mamaleben, alleinerziehend in meinem eigenst umgebauten Haus wuppen. Und glaubt mir… ich bin einfach unendlich stolz darauf.

Vielleicht stehst du auch gerade an so einem Punkt. Zwischen dem, was sicher scheint, und dem, was sich lebendig und nach Freiheit anfühlt. Dann möchte ich dir sagen: 

Du musst nicht den ganzen Weg kennen.
Es reicht, den ersten Schritt zu gehen.

Was wäre dein erster Schritt in Richtung deines ‚Mehr‘?“